Winsener Museum im Marstall lädt zum historischen Film

„Nebeneffekte“

Schon der Filmtitel "Das Fräulein und der Vagabund" ist ein Fall der filmischen Zeitenwende ...

Historische Filme wirken auf uns oftmals ungewohnt. Und genau das ist manchaml interessant …

Nach heutigen Sehgewohnheiten ist es fast fremd, alte Filme zu sehen – nicht zuletzt aufgrund der anderen Kameraführung, langsamerer Szenenwechsel, anderer Themen und Verwicklungsstränge als in aktuellen Filmen. Aber sie sagen eben auch viel über die Zeit aus, in der sie gefilmt wurden, und zeigen uns – ganz nebenbei – Aufnahmen aus einer anderen Zeit. Diese „Nebeneffekte“ macht sich das Museum im Marstall zunutze, wenn es in seiner Veranstaltungsreihe „Historische Filme“ eine Auswahl an Filmen zeigt, die in der Region gedreht wurden.

Am So., 12. Februar macht ein Film von 1949 den Auftakt für dieses Jahr: „Das Fräulein und der Vagabund“. Von 14.30 bis 16 Uhr wird der Film im Museum im Marstall gezeigt. Es wird eine kleine Einführung in den Film geben und die Möglichkeit zum Gespräch und Austausch im Anschluss.

„Das Fräulein und der Vagabund“ ist aus mehreren Gründen ein spannender und interessanter Film. Als 21-Jähriger spielte Hardy Krüger (1928-2022) als Nachwuchsschauspieler in diesem Streifen eine der Hauptrollen. Krüger gilt als einer der erfolgreichsten deutschen Schauspieler der 1950er und 1960er Jahre. Er machte nach einigen Jahren in der deutschen Filmbranche auch international Karriere. Für Fans von Hardy Krüger wird auch der zweite historische Film, den das Museum in diesem Jahr zeigt, von Interesse sein: am 16. Juli ist Krüger in „Diese Nacht vergeß´ ich nie“ zu sehen.

Die Liebeskomödie, die am 12. Februar gezeigt wird, wurde im April 1949 in der Lüneburger Heide und den Filmstudios Bendestorf gedreht. Die Bendestorfer Filmstudios, die auch als das „Hollywood der Heide“ bezeichnet wurden, entwickelten sich nach dem Zweiten Weltkrieg zu den größten in Westdeutschland. Von 1947 bis 2005 wurden in Bendestorf knapp 100 Spielfilme gedreht, mit Schauspielergrößen wie Marika Rökk, Hildegard Knef oder Zarah Leander.

Außenaufnahmen in der unmittelbaren Umgebung der Studios geben uns oftmals ganz zufällige Einblicke in die Landschaft und die Kultur der Region, wie sie vor 70 Jahren war und heute nur in alten Fotografien und Erinnerungen nachspürbar wird.

Der Film „Das Fräulein und der Vagabund“ erzählt eine Liebesgeschichte, die zwangsläufig zu Komplikationen und Verwirrungen führt: Der junge Hannes, der als Vagabund und Frauenheld durchs Leben zieht, kommt eines Tages in ein hübsches Dorf in der Heide. Die angehende Dorfschullehrerin Regine verliebt sich in den unkonventionellen Hannes. Allerdings ist Regine mit dem Beamten Gerhard Renken verlobt, der das glatte Gegenteil von Hannes ist. Regine – Hals über Kopf verliebt – löst die Verlobung mit Gerhard auf. Gerhard, der Regine zurückerobern möchte, Hannes, der sich eigentlich gar nicht binden möchte, und eine Konfrontation der beiden Männer sorgen für einen unterhaltsamen Film.

Zu seinen Aufführungszeiten war der Film ein herber Misserfolg. Insbesondere aufgrund der damals als zu frivol und moralisch fragwürdig handelnden Regine, stieß der Film auf öffentliche Ablehnung. Auch hier ist ein Blick aus heutiger Perspektive lohnend und sagt viel über die Moralvorstellungen der späten 1940er Jahre aus.

Der Film wird im Museum im Marstall gezeigt. Der Eintritt kostet 3 € für Erwachsene. Kinder bis 18 Jahre und Mitglieder des Heimat- und Museumvereins haben freien Eintritt.

Museum im Marstall; Schloßplatz 11, 21423 Winsen (Luhe)

 

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