Bürgerhaus Wilhelmsburg widmet den Sintis zwei Abende:

Die Insel, die Gipsys und das Festival

Im April bereits zum neunten Male und kein Stückchen langweilig ... das Elbinsel Gipsy Festival (Bild: BüWi)

Sie sind die größte anerkannte Minderheit in Deutschland und doch wenigen wirklich bekannt: die Sintis. Das Wilhelmsburger Bürgerhaus ändert dies am 7. und 8. April mit einem zweitägigen Festival.

Mit ihrem Kulturprogramm bereichern Mitglieder der in Georgswerder ansässigen Familie Weiss jährlich im Frühjahr das Bürgerhaus Wilhelmsburg. Seit 2009 laden der Landesverein der Sinti in Hamburg e.V. gemeinsam mit dem Bürgerhaus Wilhelmsburg zum Elbinsel-Gipsy-Festival: Ein Festival, das dem Austausch und der (inter)kulturellen Bildung Rechnung trägt. Sein Herzstück ist die Musik und es präsentieren sich Gipsy Ensembles aus ganz Europa, umrahmt von aktuellen Ausstellungen, Lesungen und Gesprächen mit Zeitzeugen zur Geschichte und Kultur der Sinti. Der richtige Rahmen also auch um 2013 eine Broschüre herauszugeben, die den gegenseitigen Respekt zum Ziel hat – gemeinsam veröffentlicht von Hamburger Sinti und Gadje (Sintowort für Nichtsinti).

Die Geschichte der Sinti und Roma ist auch eine Geschichte der Verfolgung. Allein während des Nationalsozialismus fielen eine halbe Millionen Sinti und Roma dem Rassenwahn und dem an ihnen systematisch geplanten Völkermord zum Opfer. Indem wir Zeitzeugen und deren Kinder einladen und ihre Biografien vorstellen, nutzen wir die Erfahrung einer Generation von Sinti, die heute zum großen Teil achtzig Jahre und älter ist. Und die uns morgen vielleicht schon nicht mehr erzählen kann. Wir machen es uns zur Aufgabe diesen Teil der deutschen Erinnerungskultur im Rahmen des Elbinsel Gipsy Festival zu dokumentieren und wach zu halten.

Unterstützt wird das Festival durch die Kulturbehörde Hamburg, SAGA GWG Stiftung Nachbarschaft, Hamburgische Kulturstiftung, Landeszentrale für politische Bildung, Hanna Darboven Stiftung, Alfred Töpfer Stiftung, Beirat für Stadtteilentwicklung Wilhelmsburg, Norddeutsche Stiftung für Umwelt und Entwicklung, Stahlberg Stiftung, Nordkirche Weltweit.

Das Programm am Fr., 07. April 2017

19:30: Jazz Gipsy Django Reinhard mit dem Café Royal Salonorchester

Das Café Royal Salonorchester, das erfolgreiche Musikerensemble aus der Hamburger Familie Weiß begeistert seit Jahren das Publikum in ganz Deutschland und Europa mit seiner ebenso ausdrucks- vollen, wie temperamentvollen Musik, die Lebensfreude sowie süße Melancholie mit größter Leidenschaft zu vermitteln weiß. Traditionell wird das Gipsy Festival musikalisch durch das Café Royal Salonorchester eröffnet. In diesem Jahr bestreiten diese ihr abendfüllendes Programmgemeinsam mit dem renommierten Jazz Gitarrist Patrick Pagels. Mit enthusiastischen bis zarten Klängen und Farben auf Violine, Akkordeon, Bass und Saxophon spielen die Lokal-Matadoren ein Best Of Programm aus Swing, Czardas, Musette, Kaffeehausmusik und den alten Weisen der Sinti. Freuen sie sich auf einen Abend großer Gefühle, mitreißender Rhythmen und auf eine Show voller Überraschungen, die nur aus derart virtuos improvisierter Musik erwachsen kann.

Besetzung: Bummel Weiss – Violine / Kako Weiss – Saxophon / Baro Kako Weiss – Akkoredeon / Clemens Rating – Gitarre / Gerd Bauder  – Kontrabass

Direkt aus Wilhelmsburg und von der Sinti-Familie Weiss: das Café Royal Salonorchester (Foto: BüWi)

 

Das Programm am Sa.,08. April 2017,

17:30 Uhr Film: Frau Roggenschaubs Reise

Vor 25 Jahren zogen die Sinti in die Siedlung Georgswerder Ring. In dem  Film „Frau Roggenschaubs Reise“, eine Geschichte von Vorurteilen und Begegnung spielen neben Hannelore Hoger und Michaela May viele Mitglieder der Familie Weiß aus dem „Ring“ mit, der für die Produktion originalgetreu nachgebaut wurde.(90 min) Zusätzlich zeigen wir  eine  Ausstellung, die die  Geschichte der Siedlung aufzeigt.

20:00 Uhr Sandro Roy / Hugo Richter Group

Mit „Groovin High“ stellen sich der junge Augsburger Star-Geiger Sandro Roy und der junge Jazz-Akkordeonist Hugo Richter mit einem beachtlichen Programm vor, das sich – der Titel deutet es an – aus geballter Power an Groove, Virtuosität und Melancholie – zu einer einzigartigen Mischung zusammenfindet, die nicht zu bremsen scheint.

Der Großteil der Stücke gehört der Symbiose und Verschmelzung aus Violinen- und

Akkordeonklängen. Sie vereinen den europäischem Gipsyswing und amerikanischen Jazz. Eine großartige Mischung aus Eigenkompositionen und Klassikern aus Jazz- und Gypsy Klängen!

Besetzung: Sandro Roy – Violine; Hugo Richter – Akkordeon Moritz Götzen – Kontrabass ; Till Pape – Schlagzeug

22:00 Uhr Les Hommes du Swing

Les Hommes du Swing gründeten sich Ende 2015 in Hamburg und verfolgen seitdem in ihrer Musik den legendären Gipsy-Swing Django Reinhardts.

Django Reinhards Erbe verpflichtet: les hommes du swing. (Foto: Giovanni Weiss)

Die Brüder Jeffrey und Roberto sind Teil der großen Musikfamilie Weiss. Sie spielen seit ihrer Kindheit zusammen und manifestieren in der Gruppe die traditionelle Spielweise des Sinti-Jazz oder „Jazz Manouche“. Kennzeichnend hierfür ist die charakteristische Rhythmik, Spielfreude, hohe Virtuosität, Dynamik und Improvisationslust. Die enge Verbindung beider Brüder ist in ihrem hervorragenden Zusammenspiel hörbar.

Der Geiger Jordan Rodin, zugleich Bratschist der Hamburger Sinfoniker, fügt mit seinem klassisch ausgebildetem Spiel der Band eine interessante Farbgebung hinzu, wobei der Einfluss der Legende, Stéphane Grappelli, nicht zu überhören ist.

Bassist des Quartetts ist Axel Burkhardt, eine bekannte Größe der Jazzszene in und um Hamburg, der mit seinem rhythmisch-pulsierenden Spiel die stabile Basis bildet.

Allen gemein ist die Liebe zu Django Reinhardt und Stéphane Grappelli, die 1934 das „Quintette du Hot Club de France“ gründeten und damit dem europäischen Jazz eine eigene Identität verliehen.

Ort: Bürgerhaus Wilhelmsburg, Mengestraße 20

Info: Eintritt 18 Euro / 15 Euro (erm./VVK)

 

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